Der AnfangDie ersten Boote waren sicherlich einfache Baumstämme oder Flöße
aus Bambus oder Schilf, aus Tierbälgen oder Kürbisschalen, aus
Binsengeflecht, aus Häuten und Baumrinden. Das Material das dabei
in der näheren Umgebung verfügbar war, war bei der Wahl oft
ausschlaggebend. Die ersten bildlichen Darstellungen von Booten findet man in Ägypten. Hergestellt wurden diese Boote jedoch aus der Papyrusstaude, da die Ägypter über keine Baumstämme von entsprechender Größe verfügten. Sie hatten ein hochgezogenes Bug und Heck und waren richtungsweisend für die Schiffe in der Antike. Für die damalige Zeit war es eine Kunst, Schiffe mit übereinanderliegenden Ruderbänken - bis zu fünfstöckig - mit den dazugehörigen Riemen herzustellen. Es gehört sehr viel Übung dazu, mit vielen übereinander angeordnet sitzenden Menschen vollendet zu rudern. Die Phönizier haben diese Biremen (Schiffe mit 2 Ruderbänken übereinander) zum erstenmal ca. im 4 Jahrhundert v. Chr. gebaut. Die Griechen entwickelten Ihrerseits Schiffe mit 3 Ruderbänken übereinander. Die Schiffe wurden unwesentlich schwerer, gewannen aber an Schnelligkeit durch die zusätzlichen Ruderer. Das bislang älteste seetüchtige Ruderboot im skandinavischen Raum ist das Nydamboot, dessen Alter auf etwa 300 nach Christus geschätzt wird. Das Boot ist heute im Museum Schleswig zu besichtigen und hat eine Länge von 22,84 m bei einer größten Breite von 3,26 m und einer Tiefe von 1,02 m. Es bietet auf jeder Seite Platz für 18 Ruderer. Aus dem Paddeln von Einbäumen, Fell- und Rindenbooten hat sich nach einer langen Entwicklung das Ruderboot herausgebildet, das immer weiter verfeinert worden ist und wird. Der Mensch hat in seiner Entwicklungsgeschichte immer mehr Zeit für
kulturelle Dinge und andere Freizeitaktivitäten gewinnen können.
Das Kräftemessen zu seiner Freude ist auch aus frühen Kulturen
bekannt. So fand denn auch das erste Wettrudern 1715 in England zwischen
den Berufsschiffern und Fährleuten statt. Mit dem Wettrudern setzte
ein Prozess ein, der das Material weiter verbesserte und optimierte. Das RennrudernDas heutige Rennrudern hat seinen Ursprung in England. Schon im Jahre 1715 richtete ein Schauspieler namens Dogget eine Wettfahrt für junge gelernte Fährleute aus, bei der er als Preis einen roten Rock (Coat und ein am Arm zu tragendes Ehrenzeichen (Bodge) aussetzte. Die Barken im 17. Jahrhundert waren ein Zeichen von Rang und Würde. So hatte jeder Rang eine bestimmte Bootsgröße, die bewegt werden durfte. So durften sich die Herzöge nur mit einer Barke von acht Ruderern auf den Flüssen bewegen, die Earls nur mit einer Barke von sechs und der niedere Adel nur mit vier oder zwei Ruderern. Alle Boote hatten feste Sitzbänke und waren etwa 1,3o m breit. Die Riemen waren vierkantig etwa 5 m lang und am Griff rund. Diese Barken haben zwar nichts gemeinsam mit den heutigen Ruderbooten, sie sind aber als Vorläufer unserer Sportruderboote an zusehen. Weil die Söhne der Adligen an ihrem Studienort nicht auf ihre gewohnten Vergnügungsfahrten verzichten wollten, brachten sie ihre Boote mit an die Colleges, Sie mussten sie jedoch selbst rudern, da ihnen dort keine Diener zur Verfügung standen. Hieraus hat sich vermutlich der Rudersport entwickelt, der von den englischen Universitäten begeistert aufgegriffen und gefördert wurde. Das von der Universitätsmannschaft Oxford 1829 gefahrene erste Ruderboot
hatte eine Läge von 14 m und wog 440kg. Das noch erhaltene Boot aus
dieser Zeit hatte keine Ausleger, keine Stemmbretter und keinen Rollsitz.
Die Entwicklung des Ruders (Riemen und Skulls)..... ist fast so alt wie die des Bootes. Man kann sie in vier Entwicklungsphasen
einteilen:
I. Vollholz Riemen Die Riemen der Anfangsgeneration waren von unterschiedlicher Länge und aus vollem Holz. Die Blätter waren meistens lang und schmal und wuchsen aus dem Ruderschaft heraus. Heute kann man noch in der Berufsschiffahrt diese robusten Riemen entdecken. II. Hohlriemen, moderne Blattform Gegen Anfang des 18.Jahrhunderts wurde der Riemen weiterentwickelt, als die Engländer das Rudern zum Wettkampfsport machten. Man erkannte das leichtere Riemen besser zu bewegen waren, so entstanden neben Verbesserungen am Boot (Rollsitz und Ausleger) die hohlen Riemen und Skulls. Neben Variationen der Profile bei Riemen und Skulls wurde mit der Zusammensetzung des Holzes experimentiert. Es entstand eine Vielzahl verschiedenartiger Verleimungen von leichten und steifen Hölzern. Am Blatt wurden anfänglich kaum Veränderungen vorgenommen. Erst in den fünfziger Jahren änderte sich dies, als Karl Adam die Hebelwirkung der einzelnen Riemen bzw. Skulls auf die verschiedenen Bootstypen abstimmte. Es gab eine Neubelebung bei der Herstellung von Riemen und Skulls. Nun wurde auch mit den Blättern experimentiert. So entstanden insgesamt 12 Riemen und 8 Skullblätter-Modelle. 1956 nach den deutschen Erfolgen bei der EM in Macon/Frankreich beruhigte sich der Markt. Nun wurden überwiegend die Blattform hergestellt die in Macon gewonnen hatten. Das "Maconblatt" gibt es bis auf kleine Änderungen heute noch. III. Faserverstärkte Holzriemen Die Entwicklung von Kohlefasern für die Raumfahrt führte zur Weiterentwicklung der Riemen und Skulls. Durch diese hochsteife und leichte Faser konnte die Eigenschaft der Durchbiegung Verbessert werden. Bei der Olympiade '72 sah man die ersten kohlefaserverstärken Riemen. Der Durchbruch der Kohlefaser erfolgte 1973, nachdem P.M. Kolbe in Moskau mit faserverstärkten Skulls Europameister wurde. IV. Kohlefaser
Riemen Manschetten Ursprünglich handelte es sich hierbei um Leder, das vor dem Rudern
eingefettet wurde und sich damit in den Messingdollen leicht drehen ließ.
Auch hier hielt der Kunststoff einzug: Erst wurden diese durch Mipolam
(PVC Produkt), später durch Schrumpfschläuche ersetzt. Diese
Technilk wird auch heute noch eingesetzt. Ein Schlauchtei wird einfach
über den Schaft gezogen und dann unter ständigem Drehen erhitzt
bis sich dieser zusammenzieht und fest anliegt. Diese "Belederung"
benötigte weit weniger Fett in den Messingdollen, bei Kunststoffdollen
kann man sogar auf das einfetten verzichten. KlemmringeDie Klemmringe sind immer im Zusammenhang der Manschetten entwickelt
worden, da bei Veränderung der Manschetten die Klemmringe auch angepaßt
werden mußten. Die ersten waren aus Aluminium, die mit einer Lederschicht
versehen waren. Kunststoff verbesserte auch hier die Handhabung und der
Materialverschleiß ließ sich reduzieren. Mit der Kunststoffmanschette
bilden die Klemmringe den heutigen Standard. Das SteuerDas Steuer hat auch einige Entwicklungsschritte hinter sich gelassen.
Bei einer Steuerbewegung wird bei den herkömmliche Steuer wie sie
in GigBooten verwendet werden (Hecksteuer), mit größerem Einschlag
des Steuers die Umlekbewegung des anströmenden Wassers vergrößert.
Im gleichen Maße wie das Steuer größer wird, vertärkt
sich der Widerstand. Um diesen zu minimieren entwickelte man Steuer die
klein sind und eine möglichst große Steuerwirkung haben.
Ein Sonderfall als Steuer baute die Bootswerft Pirsch, es befand sich außerhalb des Wassers und wurde per Seilzug nur zum Steuern eingetaucht (wie bei Kajakts / Faltbooten). Das Prinzip aller Steuer ist aber das Gleiche: Vorbeiströmendes
Wasser wird umgelenkt. Wasser mit Luft (Hecksteuer) hat weniger Wirkung
als ein gleich großes Steuer, das vollständig vom Wasser umströmt
wird. Eine gewisse Neigung (Kränkung) wird beim Steuern immer eintreten, dabei kippt sich das Boot etwas zur entgegengesetzten Seite der gesteuerten Richtung. Um diesen Effekt klein zu halten werden gern kleinere, aber häufigere Steuerkorrekturen bei der Fahrt gemacht.
Der Rollsitz Statt fester Holzbänke wie am Anfang weist ein Ruderboot heute
Rollsitze auf. Davor wurde aber durch gefettete Lederhosen (1865, Gleitsitz)
versucht die Ruderbewegung zu verbessern, brauchbar aber waren erst die
Rollsitze. Das sind kleine, harte, annähernd brezelförmige Schalen.
Er ermöglicht es dem Ruderer unter Zuhilfenahme seiner Beine durch
ein Vor- und Zurückgleiten eine größere Geschwindigkeit
und kam 1878 in England auf. Der Ruderer kann den Weg des Ruderblattes
durch das Wasser verlängern und damit die Schubkraft erhöhen.
Mittlerweile rollt man mit modernen, dicht verschlossenen, korrosions- und wartungsfreien Kugellagern. Der Nachteil: Die rhythmische Verschiebung des Körpergewichtes beeinträchtigt die Längenstabilität des Bootes. Der Extremfall ist ein Einer mit nur 17 Kilogramm, der Ruderer wiegt dagegen ca. zwichen 60 bis 90 Kilogramm. Das Boot "nickt" dann bzw. taucht rhythmisch mit dem Bug tiefer ein. Ein Effekt der nicht gewünscht ist. Diesen Effekt konnte man mit Rollauslegern minimiern. Die Rollbahnen sind nach fast 70 jähriger Konstanthaltung der Länge heute länger, was auch an der sich geänderten Rudertechnik liegt. Dies konnte sich allerdings gegen die damals großen Widerstände erst durchsetzen nachdem im Rennsport der Vorteil einer größeren Länge, die in einer besseren Ausnutzung des Zugs in der Rückenlage besteht, nachgewiesen wurde.
Die DollenDie ersten Boote hatten noch keine Ausleger, ein Zapfen an der Bordwand wurde verwendet um die Ruder mit Hilfe eines Lederriemens zu befestigen. Es folgten dann später U-förmige Einkerbungen in der Bootswand. Die ersten Dollen wurden auf die Bootswand montiert. Um den erforderlichen Mindestabstand zu erreichen, saßen die Ruderer verschränkt (versetzt) im Boot. Heute Ist diese Methode bei den Innenriggern noch gut zu bewundern. Die Boote wurden mit der Zeit immer schmaler, irgenwann, mussten die Dollen auf das Ende eines Auslegers gesetzt werden. Zunächst war die Kastendolle üblich, die aus zwei Stiften und einem festen Bügel oben bestand. 1860 gab es schon Versuche von Carl Leux mit eisernen Drehgabeln, doch es dauerte bis 1871 bis sich dann in England und den USA die Drehdolle durchsetzte. Die zuerst nach oben hin offenen Dolle wurde 1897 in Berlin zur Bügeldolle weiterentwickelt. Diese konnte durch einen Bügel oben verschlossen werde. Im weiteren Verlauf der Entwicklung kam dann die Exzenterdolle, die Wechselkeildolle und die Concept II Dolle auf, die schrittweise Verbesserungen mit sich brachten. Heute werden alle Dollentypen aus Kunststoff hergestellt, was eine erhebliche Gewichtsreduktion mit sich bringt.
Die AuslegerMit den schmaler werdenen Booten mußte eine Lösung gefunden werden um die Hebelverhältnisse zu bewahren. 1844 wurde von dem Engländer Caspers der Ausleger eingeführt um die Konstruktion schmalerer Boote zu ermöglichen. In den letzten Jahrzehnten gab es einige unterschiedliche Auslegerkonstruktionen, von denen die meisten heute nicht mehr üblich sind. Auslegerkonstruktionen dürfen, trotz des großen Druckes beim Rudern, Verdrehungen oder zu starkes Federn nicht zulassen. Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die schon seit 1883 bekannte Idee des Rollauslegers von Empacher zur Einsatzreife gebracht. 1981 und 1983 wurde der deutsche Peter-Michael Kolbe in einem Boot mit Rollauslegern Einer-Weltmeister . Das Prinzip des Rollauslegers ist, dass das Stemmbrett und die Ausleger auf Rollen montiert sind, wobei der Ruderer fest sitzt. Somit geht weniger Kraft verloren. 1983 wurde der Roll-Ausleger aber vom Internationalen Verband wegen fehlender Chancengleichheit verboten.
Das ErgomterIn der kalten Jahreszeit hatten die Ruderer immer ein Problem, wenn sich auf dem Wasser Eis bildet. Das Training sollte weitergehen aber wie, wenn Flüsse und zugefroren sind und die Witterung so schlecht ist, das an ein Rudern nicht zu denken ist. Verschiedene Trainingsformen bieten sich an, kaum eine ersetzt jedoch den dynamischen Bewegungsablauf des Ruderns. Meistens wurden unterschiedliche Sportarten kombiniert um das Rudern nachzubilden, denn nur das Rudern beansprucht so viele verschiedene Muskelgruppen gleichzeitig. Man mußte ein Ruderboot quasi in der Halle nachbilden. Das war die Idee des Indoor Rower, die heute zu den effektivsten Ganzkörpertrainingsgeräten gehören. In gößeren Rudervereinen konnte man eine Zeit die Wasserbecken finden. Dabei war es quasi eine Betonwanne in deren Mitte der die Ruderer wie im Boot auf Rollsitzen saßen. Dollen waren ebenfalls vorhanden, die Skulls und Riemen waren Spezialanfertigungen. Um die gleichen Druckverhältnisse am Blatt zu schaffen wie im freien Wasser bestand das Blatt meisten nur aus einem verstärkten Rahmen und der Längsrippe (als hätte man das dünnere Matereial herausgeschnitten), ein Teil des Wassers strömte also quasi durch das Blatt. Der Rest der Fläche genügte um den Druck wie in "Freiheit" zu simuliern. Die Geschichte von Concept II ist eng mit der Entwicklung des Rudersports
verbunden. Pete und Dick Dreissigacker entwickelten das erste Modell des
Concept II vor ca. 15 Jahren. Ziel war und ist es, den dynamischen Bewegungsablauf
an Land zu ermöglichen. Seit einiger Zeit kann man die Concept II
Ergometer auch über einfache Gleitschienen und Gummizüge miteinander
zu Zweiern oder gar Vierern verbinden (oder jede andere Anzahl). Durch
die Gummizüge wird die Bewegung an die anderen Ergometer weitergegeben.
Das StemmbrettDurch das aufkommen der Rollsitze, entwicklete sich auch das Stemmbrett.
Im großen und ganzen hat es seine Form beibehalten, die Materialien
haben sich allerdings geändert. Eine Schiene zum Einstellen der individuellen
Länge der Beine des Ruderers ist auch in alten Bote zu finden. Zuerst
waren es Messingschinen mit Löchern in verschiedenen bestimmten Abständen
(ca alle 5 cm), später ersetzen Kunststoffrasten die Schienen, die
eine EInstellung bis auf wenige Millimeter genau zulassen.
Das BootNatürlich hat sich das Boot an sich auch in der Zeit verändert.
Veränderte Techniken und neues Material haben am sichbarsten dazu
beigetragen.
Abmessungen und Gewichte von verschiedenen Booten sind unter Bootsklassen zu finden. |